Montag, 29. September 2014

Cross-Harz

Das von langer Hand geplante Abenteuer vor der Haustür namens Harzüberquerung konnte am vergangenen Samstag endlich über die Bühne gehen und bekam durch die Vollsperrung des Leipziger Hauptbahnhofs tatsächlich eine Prise Ungewissheit beigemischt! Auf jeden Fall war ich nach alpinem Start in Leipzig doch relativ froh, pünktlich in Ilsenburg aufzuschlagen. Auf der wie immer viel zu langen Zugfahrt hatten mir noch drei, zugegebenermassen nette Materialsportler aus Halle erklärt, dass es im Harz keine 2 Meter-Regel gäbe und dass ich meine Karre für so eine Aktion ja ruhig mal hätte putzen können....hatte ich natürlich nicht, genausowenig wie trainiert, was sich im Laufe das Tages noch als Fehler herausstellen sollte. 
Das Wetter hatte sich mittlerweile von Nieselregen zu Sonnenschein verbessert und so fehlte eigentlich nur Mike um endlich loszulegen. Nach kurzem Telefonat bezüglich der genauen Lage des Bahnhofs in Ilsenburg bog dann auch schon der bekannte Ford Transit mit Göttinger Kennzeichen um die Kurve und mit ihm Monja und Mike, samt seines generalüberholten original früh-neunziger Mountainbikes - immerhin schon mit Federgabel. Zum Glück haben meine neuen Mountainbike-Freunde die Karre nicht gesehen dachte ich noch und nachdem Monja unser ganzes überflüssiges Geraffel mitgenommen hatte ging's immer der Ausschilderung "Ilsetal" hinterher über welches schon Heinrich Heine damals im Abstieg vom Brocken gekommen war.

Der ungefähre Wegverlauf

Die ersten Kilometer gingen noch gemächlig bergauf und damit locker von der Hand, aber bei der ersten richtigen Steigung irgendwo bei den Ilsefällen dämmerte mir langsam, dass die insgesamt 900 Hm bis zum Brockengipfel noch ein hartes Stück Arbeit für meine Bouldererbeinchen werden sollte...

Die Eckertalsperre vom kleinen Brocken aus gesehen

Mike konnte über derlei Sorgen natürlich nur lachen und fuhr in ziemlicher Lockerheit dem wolkenverhangenen Gipfel entgegen.

Es reißt auf

Kurz unterhalb des Gipfels, ungefähr in dem Augenblick als ich kurz dachte meine Oberschenkel explodieren gleich, riss es dann auf, für mich die perfekte Ausrede um nochmal abzusteigen und ein paar Fotos zu machen.

Der Blick nach Süden

Mike hatte sich mittlerweile ordentlich abgesetzt und wartete kurz unterhalb des Gipfels auf mich, so dass wir die letzten Meter gemeinsam fahren konnten - feine Geste Mike!
An dieser Stelle danke ich unserem unbekannten Fotografen, dass er es tatsächlich geschafft hat uns alleine am Gipfel hat stehen zu lassen!

Helden der Berge!

Gipfel, Wolken, Touristen

Von Einsamkeit war natürlich keine Spur! Als wir nach kurzer Stärkung mit irgendeiner ziemlich großartigen eichsfelder Dauerwurstvariation aus Mikes Rucksack und einem Blick auf die Karte die Abfahrt über den Goetheweg antraten, kamen uns nicht hunderte, sondern wahrscheinlich Tausende Wanderer entgegen was die Abfahrt Richtung Oderbrück etwas weniger schnell aber deutlich anspruchsvoller machte...
Nach einer kurzen Trail-Einlage um den Oderteich und einer recht schwachen performance meinerseits gings dann für ein paar Kilometer auf der B242 weiter Richtung Acker. 

Ein paar Kilometer auf der B242, im Hintergrund der Brocken

Irgendwann kam dann dann links die Magdeburger Hütte und mit Ihr der Abzweig zur Hanskühnenburg über den Acker, welchen ich schon lange mal besuchen wollte. Ums kurz zu machen, unsere Erwartungen wurden enttäuscht: Der Forstweg schlängelt sich auf gefühlter halber Hanghöhe durch dichten Fichtenwald und die Aussicht ist gleich Null.
Bei den letzten steilen ca. 50 Hm hoch zur Hankühnenburg streiken meine Oberschenkel dann endgültig und lassen sich nur noch durch einen Berg Spätzle und ein Weizen wieder auf Vordermann bringen. Danach läuft's erstmal besser und auch die Aussicht vom Turm übertriff die Erwartungen!

Harzer Pilztopf oder so ähnlich

Bikertreff Hanskühnenburg

Der Blick zurück über den Acker, ganz hinten der Brocken

Hier nochmal in groß

Blick nach Norden

Den Direktabstieg über den Trail nach Osterode schenken wir uns, nachdem Mike sich auf dem glatten Quarzit kurz über den Lenker Verabschiedet hat und wählen stattdessen die viel stressfreiere Forstwegabfahrt über Lonau nach Herzberg.

Nach Südwesten Richtung Göttingen, dem eigentlichen Tagesziel

Insgesamt war's eine grandiose Tour und zurück bleibt mal wieder die Erkenntnis, dass man bei schönem Wetter in Deutschland wohl nirgendwo alleine ist und dass es beim nächsten mal nicht schaden kann vorher mal ein paar Meter Rad zu fahren, auch wenn's den Fockeberg rauf und runter ist... Last but not least geht mein Dank an Liv und Monja für den Support und natürlich an Mike für die beste Begleitung!

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