Sonntag, 16. August 2020

Das Ehrwalder Matterhorn

Da Berchtesgaden im Sommer 2020 offenbar akut von Erholungssuchenden überlaufen ist, führte unser diesjähriger Bergausflug Mike, Antoine und mich erstmal zu Katharina und Micha nach München, um die Sache von dort aus auf uns zu kommen zu lassen. Wie sich rausstellen sollte, kennt sich Micha nach fünf Jahren München, oder so, ganz gut in den Bergen aus und so fiel unsere Wahl nach kurzer Planungsphase auf die EHRWALDER SONNENSPITZE einem recht spektakulärem Berg in der Mieminger Kette. Laut Führer erwarteten uns 1400Hm bis zum II. UIAA Grad so dass wir das Klettergeraffel in München ließen und für die ersten 600Hm Forstweg die Räder einluden. Vom gigantischen Parkplatz in Ehrwald ging es direkt recht knackig mit 16% Steigung nach oben, so dass wir auf der Straße Serpentinen fuhren. Die übrigen paarhundert Bergbegeisterte zogen mit ihren E-Bikes mühelos an uns vorbei.

 

Noch entspannt am Parkplatz, danach ging's direkt knackig nach oben.


Am Sebensee, die Oberschenkel sind schon leicht angezählt....


Am landschaftlich grandiosen Sebensee liessen wir die Räder zurück und reihten uns in die Karawane zur Coburger Hütte ein. Ab hier wurde es dann deutlich leerer...


Der Einstieg durch notorische Schuttfelder

Der Einstieg führte über die für die nördlichen Kalkalpen üblichen Schuttfelder, allerdings nicht allzu lange, bevor es dann deutlich steiler wurde. Hier kamen uns zwei nach richtigen Bergsteigern aussehenden Menschen entgegen, von denen wir glaubten, dass sie bereits oben gewesen sein müssten und bei denen wir uns nach den Bedingungen erkundigten. Nach kurzem Gespräch stellte sich allerdings heraus, dass der weitere Verlauf des Weges die beiden derart gestresst hatte, dass sie es vorzogen direkt wieder umzudrehen. Eine Entscheidung, für die wir ihnen Respekt zollten und die mich etwas ins Grübeln darüber brachte, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, das Seil zuhause zu lassen.

Ausstieg auf einen Absatz mit der Mieminger Kette im Hintergrund

Micha, Antoine und Katharina (von links).



Die Kletterei beginnt, der Helm sitzt auf der Rübe.

"Mit Seil und Haken,
  den Tod im Nacken...."
Naja, hier fand ich es langsam etwas ungünstig das Material zuhause gelassen zu haben.

Nachdem mein Stresslevel aufgrund der Ausgesetztheit weiter Strecken der Tour erstmal ordentlich stieg, pendelte es sich dann aber auf einem vermutlich sinnvollen Niveau ein, das mich einfach wachsam und aufmerksam bleiben lies.

Eine Querung kurz unterhalb des Gipfelgrates

Antoine auf einem "Gaston"

Am Gipfelgrat

Am Gipfelgrat
 
Tiefblick ins Tal

Micha und Antoine kurz vorm letzten Aufschwung zum Gipfel. Das Bild täuscht etwas, hier sollte man definitiv nicht loslassen!



Am Gipfelkreuz 

 
Blick hinüber zur Zugspitze, der Parkplatz unten stört etwas....
 

Beim Abstieg wurde es dann nochmal ernst, eine Rampe ins Nichts führte zu einer steilen Rinne und dann weiter über steile, schuttbedeckte Platten. Antoine coacht mich immer mal wieder bezüglich der richtigen Gehtechnik in solch einem Gelände.

Der Abstieg über delikate Platten

Die eigentliche Bergtour endet mit einem für die meisten von uns sehr kurzen Bad im Sebensee. Nur Mike ist Wim Hoff gestählt und schwimmt sogar eine kleine Runde.

Ausblick zum Sebensee in welchen wir später noch reinhülfen sollten.


Unterm Strich war die ganze Aktion eine grandiose Bergtour, die mit etwas mehr Einsamkeit sicher noch deutlich schöner gewesen wäre. Auch stelle ich mir persönlich die Frage ob ich mich eigentlich mit 40 noch dem Stress der Ausgestztheit der richtigen Berge aussetzen muss, oder ob ich nicht beim Boulder komplett glücklich bin!? Wer weiß es, aber seine Komfortzone zu verlassen soll ja ungemein gut sein!






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